Wenn man als Tier- oder Naturfotograf Texel besucht, dann ist eines der avisierten Highlights auf jeden Fall die Fotografie eines Blaukehlchens. Das habe ich schon öfter getan und ich hatte auch vor Jahren schon Trips bei denen ich tagelang nichts anderes gemacht habe, als mich diesen Vögeln zu widmen.
Und doch habe ich es erst diesmal, auf meiner 12.Texelreise, geschafft, eine „ordentliche“ Serie davon zu erstellen. Allerdings völlig unverhofft. Manchmal findet man erwünschte Dinge halt erst wenn man sie nicht mehr sucht 😉 Der Reihe nach:
Die ersten 2-3 Tage hatte ich vor allem erstmal die mir bekannten Spots ausgechecked, die sich in der Vergangenheit als geeignet erwiesen. Dabei fiel mir auf, dass es diesmal (für Juni ungewöhnlich) unheimlich viele „singende“ Blaukehlchen gab. Das ist schön anzuschauen, heißt aber noch lange nicht, dass man auch Fotos umsetzen kann.
Meist setzen sie sich die höheren Pflanzen oder Büsche, wie etwa dem Sanddorn, und für den filigranen Vogel sind die Blätter dieser Pfllanze um Juni recht dominant und überstrahlen auf der Blattoberseite auch häufig aufgrund der Reflektionen wie ich feststellen musste. Nachdem ich zwar eine gewissen Nähe aufbauen konnte, mir jedoch die Bilder nicht gefielen, hatte ich es am 3.Vormittag aufgegeben und mir gesagt „versuche es besser ohne Blätter nächsten April.“
Fast eine ganze Woche später passierte jedoch etwas ungewöhnliches. Ganz im Norden der Insel, noch nicht mal an den bekannten Vogelschutzgebieten, sondern in einem ganz kleinen Stück vor den Dünen, fuhr ich morgens mit dem Auto entlang. Eigentlich auf der Suche nach kleinen Kaninchen, die ich aus dem Auto heraus fotografieren wollte. An einer Stelle hielt ich an und hörte ein Blaukehlchen (es ist ziemlich wichtig bei der Vogelfotografie diese an ihrer Stimme zu erkennen).
Kurz in die Richtung geschaut und da saß es auch, circa 60m entfernt. Naja dachte ich mir, du kennst das Spiel, kaum ausgestiegen wird es weg sein. Aber dann ging es erst los. Nach Aufbau meines Stativs samt Kamera sang es immer noch. Also näherte ich mich langsam, etwa auf 35m und machte erstmal ein paar „Sicherheitsaufnahmen“. Ok, die sind im Kasten und mal langsam näher. 25m, passt. 15m, 10m und dann wurde es interessant. Dieses Blaukehlchen sang mittlerweile seit Minuten unbeirrt auf einem Ast und ich konnte praktisch die Distanz bis auf circa 7m anpassen und es blieb unbeeindruckt. Unter 7m wollte ich nicht gehen und es war auch bei meinem Setup (840mm) nicht nötig, man möchte ja noch einen gewissen Bildaufbau haben.
Irgendwann flog es in die Büsche, um jedoch 2 Minuten später wieder vor mir zu sitzen. Das ging geschlagene 3 Stunden (!!!) so. Der Kleine hatte ein Aktionsradius von vielleicht 30 Metern an diesem Morgen. Um es vorweg zu nehmen, das ging auch noch an 3 meiner letzten 5 Urlaubstage so. Allerdings nur morgens (leider zeigte es sich nicht abends im Gegenlicht) und die anderen Male für 1-2 Stunden.
Aber auch hier galt: trotz der Nähe, war es mit der Umsetzung harmonischer Bilder gar nicht einfach. Wer mich kennt, weiß, dass ich keine Closeups und eigentlich auch keine Hochformataufnahmen mag, wie man an meinen Blogserien unschwer erkennen kann. Die Blaukehlchen sitzen aber häufig auf kleinen Ästen, die nichts anderes zulassen bzw deren Umfeld schnell unharmonisch wirken.
Daher habe ich die insgesamt circa 6 Stunden wirklich konzentriert „arbeiten“ müssen, um eine ganze Serie zu erstellen. Glücklicherweise war der Himmel diffus/leicht bedeckt, das Licht wäre sonst dauerhaft zu hart gewesen.
Ich hoffe, dass für euch beim vierten Teil meiner Serie etwas dabei ist.
Viele Grüße,
Thomas
Viele Grüße,
Thomas