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Meine Tipps zur Vorbereitung einer Foto-Reise (Schwerpunkt Landschaftsfotografie)

An vielen Tagen auf einer Fotoreise an interessante Orte ist man als Teilnehmer:in einfach nur überwältigt. Gerade, wenn die Bedingungen gut sind, läuft häufig alles wie am „Schnürchen“. Vor allem die ganztägige Fotografie an den Motiv-reichen Spots kann aber auch mal herausfordernd werden. Doch darauf kann man sich vorbereiten.

 

Ich empfehle diesen Artikel (mit Update vom April 2025) Jenen, die weniger Vorerfahrung mit Fotoreisen bzw .Workshops in der Landschaftsfotografie haben oder sich einfach optimal vorbereiten möchten. Ich glaube die zehn Minuten Lesezeit für die insgesamt 12 Punkte sind gut investiert 😉

DIE HERAUSFORDERUNG

„Aaaah jetzt kommt das Licht durch...halt – warum klemmt denn jetzt der Kugelkopf? Ist der 1,5er GND jetzt der Richtige? Wieso wird denn jetzt alles unscharf und warum ist das Bild gerade viel zu hell?...."

Auch an fotografischen Traum-Orten ist man als Workshopteilnehmer:in schonmal schnell den vielen Eindrücken und gleichzeitigen Herausforderungen erlegen. Damit potenzieller Frust gar nicht erst aufkommt, möchte ich heute auf einige Erkenntnisse eingehen, die ich gerade aus den letzten drei Jahren Coachings, Workshops und Fotoreisen gewinnen konnte.

MEINE EMPFEHLUNGEN

Vor jeder Fotoreise werde ich gefragt, ob ich noch spezielle Empfehlungen zum Equipment habe. Hier also meine Liste der Top-7 Dinge, die vor Ort schnell den Spaß dämpfen können. Und, das kann ich verraten, für alles gibt es eine Lösung 😉

  1. Filterwahl: keep it simple! Es gibt sicher eine 3stellige Anzahl von Filter-Arten auf dem Markt. Einige Teilnehmer:innen wollen direkt alles perfekt machen, kaufen sich sehr viele Filter und hadern vor Ort täglich mit der richtigen Filterwahl. Nach meiner Erfahrung genügen erstmal vier Filter, um den Großteil aller üblichen Situationen abdecken zu können. Und zwar ein Polfilter, ein 0,9 soft Grauverlauffilter sowie ein 8x und ein 64x Graufilter. Ich selbst nutze NISI-Filter. Auf jeden Fall empfehle ich Filter aus Glas und nicht aus Kunststoff.

  2. Ultraweitwinkel: Jeder Millimeter an Winkel macht Sinn! Viele Teilnehmende mit einem 16-xx mm Weitwinkelobjektiv (am Vollformat) stellen bereits am 2./3.Tag einer Fotoreise fest, dass 14-xx (oder kleiner) doch vorteilhafter gewesen wäre. Gerade Teilnehmende, die als geringste Brennweite 18, 20 oder 24mm haben, ärgern sich schon bei der ersten Fotosession, gerade in Island und Portugal - eine Ausnahme ist mir noch nicht begegnet. Ich empfehle daher entsprechende Objektive, also etwa ein 14-24 oder 14-35 etc. Gerade bei der Fotografie am Meer oder bei Nordlichtern. Ich selbst nutze ein 14-24mm f/2.8 sowie (seltener) ein 10mm f/2.8.

  3. Stativkopf und Verbindung zur Kamera: eine schlechte Verbindung zwischen Kamera und dem Stativ sorgt schnell für Frust: ich empfehle, auf 4 Dinge zu achten, wobei die ersten beiden wichtiger sind und Punkt 3 & 4 optional...
    • Ein guter Stativkopf (etwa Kugelkopf) ist wichtig für die Landschaftsfotografie: hier spreche ich keine Modellempfehlung aus, denn viel besser: einfach in ein Fotofachgeschäft gehen und die Haptik entscheiden lassen. Falls man auf der Fotoreise Handschuhe nutzt, dann am besten mit den Handschuhen vor Ort versuchen den Kopf zu bedienen, mit der eigenen Kamera. Das hilft mehr als 1000 Rezensionen zu lesen.
    • Für die Verbindung zur Kamera empfehle ich unbedingt einen für das eigene Kameramodell passenden L-Winkel, die gibt es sogar schon bei Amazon für die meisten Kameramodelle für überschaubares Geld. Ohne diese Winkel macht das Fotografieren im Hochformat überhaupt keinen Spaß.
    • Außerdem empfehle ich für die optimale Verbindung eine Schnellwechsel-Klemme (Klemme, nicht Rändelschraube), um die Kamera sicher aber zügig mit dem Kopf zu verbinden: statt einer Schraublösung empfehle ich solche Klemmen, da es schneller geht und man außerdem besser erkennt, ob die Klemmung fest genug ist
    • Eine Sicherungsleine zwischen Kamera und Stativ ist von Vorteil und gibt vor allem Sicherheit beim "Schultern" der Ausrüstung - bei Interesse siehe auch diese genauere Beschreibung

  4. Wasserfeste "Beinbekleidung" und Spikes: Ja, manchmal sind die Dinge trivial. Für viele sehr gute Perspektiven steht man während der Landschaftsfotografie häufig länger im seichten Wasser bis zu 20 oder 30cm Tiefe. Dann steigen nach meiner Erfahrung (und auch der meiner Teilnehmenden) selbst die besten Goretex Schuhe aus und man bekommt nasse und kalte Füße.

    • Ich empfehle daher an kühleren Spots (unter 20°C) Gummistiefel mit einer guten Sohle und einem passenden Fußbett, die sich auch zum Wandern eignen. Ich selbst nutze die Aigle Iso Parcour 2, die sind super. Wichtig ist, sie während der Reise griffbereit zu haben. Man muss sie nicht an jedem Spot tragen, aber ich empfehle sie immer im Auto bzw. Bus zu lassen. Außer von Mai bis Oktober gilt das gleiche übrigens für „Grödel“ (Spikes), in den nordischen Ländern.
    • Eine Anmerkung: dieser Punkt mit den Gummistiefeln ist immer wieder ein großes Thema auf Reisen, da die Mitnahme keinen Spaß macht. Sowohl vor der Reise (ist das wirklich nötig? OMG nimmt das viel Platz im Koffer weg...), als auch vor den Ausflügen (brauchen wir heute bei Spot XY die Gummistiefel?) sowie nach den Fotosessions (mir ist eine Welle reingelaufen, wie bekomme ich die Dinger bis morgen früh trocken?). Am Ende gibt es allerdings immer auch einen gemeinsamen Nenner: alle sind sehr froh sie mitgenommen zu haben 😉
    • An richtig warmen Meeres-Spots empfehle ich wasserfeste Fußbekleidung mit Sohle, etwa "Aquaschuhe", Neoprenschuhe, wasserfeste Sandalen.  Dies schützt vor allem bei spitzen Felsen und Muscheln vor Verletzungen, auf denen man sich öfter bewegt.

  5. Trockentücher: Ausreichend Putztücher zum Wechseln sind essentiell - einmal durchgenässt funktionieren sie nicht mehr bevor sie wieder getrocknet sind – daher am besten mehrere Größere mitnehmen; ich empfehle XL-Brillenputztücher, die sind meist um die 30x30cm groß

  6. Stirnlampe: Für viele Situationen ist Licht erforderlich (mit Ausnahme einer Sommerreise nach Island 😉), in Form einer Taschenlampe oder Stirnlampe. Speziell bei Sternen oder Nordlichtern ist es empfehlenswert, dass die Stirnlampe über einen Rotlichtmodus verfügt (wegen der Dunkeladaption – bei Interesse ist das ein interessanter Artikel dazu)

  7. Handschuhe: selbst auf vielen Reisen in mildes Klima (z.B. Portugal Winter, Island Sommer) gibt es manchmal Kälteeinbrüche am späten Abend, in der Nacht oder am frühen Morgen. Dann ist es ratsam, ein paar dünne Handschuhe dabei zu haben. Mit denen sollte man nebenbei auch die Kamera bedienen können, zum Beispiel kleinere Einstell-Rädchen fühlen können. Ich sehe öfter schicke Handschuhe, die für die Einstellungen der Kamera allerdings ausgezogen werden müssen - das bringt schnell kalte Pfoten. Ich selbst nutze in solchen Fällen dünne Bike-Handschuhe (Beispiel)

Unter dem Einfluss der vielen neuen Impressionen einer Fotoreise passieren verständlicherweise schnell Fehler - hier mal drei typische methodische Fehlerquellen, die sich vermeiden lassen. Diese Dinge kann man auch getrost auf der Fotoreise lernen (ich achte darauf) - doch wer möchte, kann sich bereits vorher damit beschäftigen, um optimal vorbereitet zu sein:

  1. Objektivwechsel: das offene Bajonette der Kamera wird in Windrichtung gehalten und es entstehen Sensorflecken. Lösung: Kamera auf dem Kugelkopf belassen, mit dem Körper eine Art Windabdeckung erzeugen, Bajonette nur kurz offen halten und schnell switchen (schwierig, wenn eine Hand noch die Kamera halten muss, daher auf dem Stativkopf). Das hilft, da es nicht immer möglich ist, Objektivwechsel in geschlossenen Räumen oder dem Auto durchzuführen.

  2. Stativaufbau: Es gelangt bei der Meeresfotografie zu viel Sand in die Gewinde, wodurch sich das Stativ kaum noch verstellen lässt. Lavasand ist besonders fies, aber auch normaler Sand wird schnell zum Problem.  Hierzu gibt es viele sehr unterschiedliche Lösungen. Hier eine, die ohne spezielle Sonderkonstruktionen auskommt: ziehe an feinen Sandstränden das unterste (dünne) Segment deines Stativs zu Beginn komplett aus und lasse es dann so, bis zum Ende der Session. Adjustiere die Höhe über die weitere Segmente oder den Winkel. Spüle den Sand nach der Session mit Süßwasser ab, BEVOR du alle Segmente wieder einfährst. Und ja, bei einem guten Stativ ist die Stabilität auch mit dem untersten Segment ausreichend 👍Ich persönlich lasse je nach Ort sogar das unterste Segment die ganze Zeit ausgefahren, wenn ich im Auto ausreichend Platz habe.

  3. Unschärfen werden im Bild sichtbar. Die Lösungen sind abhängig von den Ursachen, diese sind meist:
  1. Bildstabi: Trotz der Nutzung eines Statives ist der Bildstabilisator eingeschaltet (kann je nach Stabi und Brennweite zu leichter Unschärfe führen).
  2. Fokusebene: Das Autofokusfeld wird zu nah positioniert (mit klassischem Landschafts-Setup lieber zu weit nach hinten setzen, sonst wird z.B. eine ganze Bergkette im Hintergrund unscharf – auf den Fotoreisen gehe ich auf diesen Punkt natürlich genauer ein).
  3. Blende: Zugunsten einer längeren Belichtungszeit werden zu hohe Blendenwerte eingestellt, z.B. größer als f/16, dadurch entsteht starke Beugungsunschärfe. Lösung: Einsatz von Graufiltern.
  4. Fingerdruck: Im Moment der Auslösung wird die Kamera berührt (Unschärfe durch leichte Erschütterung; lösbar durch einfachen Kabelauslöser, Fernauslöser oder zeitversetzter Selbstauslöser, i.d.R sind 2 Sekunden ausreichend).
  5. Stativstand: Bei der Fotografie im Sand sackt das Stativ langsam ein. Gerade bei längeren Belichtungen kritisch. Lösung: dazu sollte es beim Aufbau an einer neuen Stelle zunächst langsam von oben eingedrückt werden, sodass es im Wellenbereich nicht weiter einsickert.

Last but not least noch zwei Tipps, die ich euch noch persönlich sehr ans Herz lege:

  1. Take care: Achte bei der Fotografie in der Brandungszone auf JEDE Welle und lasse sie niemals außer Acht, auch wenn die Gefahr gerade sehr gering erscheint. Als Fotograf bewegt man sich häufig mit Blick durch den Sucher – bei diesem „Scheuklappeneffekt“ vergisst man schnell die Umgebung und gerade auf Island gibt es die so ziemlich höchsten Sneaker Waves Europas. Aber auch an der spanischen und portugiesischen Atlantikküste sowie im europäischen Nordmeer auf den Lofoten habe ich dieses bereits öfter beobachtet. Es kommt also in regelmäßigen Abständen eine Welle, die deutlich höher ist als zuvor vielleicht minutenlang beobachtet. Aber auch an Klippenrändern und Steilhängen gilt: halte Sicherheitsabstand!

  2. Entschleunigung zulassen: Du bist gerade an einem tollen Spot mit 100 schönen Motiven? Löse dich von dem Gedanken, hier und jetzt ALLES Interessante an diesem Spot fotografisch einzufangen – ein "drauf los Rennen" verursacht Stress und Flüchtigkeitsfehler bei der Umsetzung. Lass dir Zeit bei der Auswahl des Motivs. Lass die Umgebung und Details erstmal auf dich wirken, bevor du durch deinen Kamera-Sucher blickst. Suche dir eine, maximal zwei Szenen heraus und setze diese ganz in Ruhe um. Wenn du zufrieden bist, atme durch, genieße die Natur und suche dir das nächste Motiv…

Und das war`s schon! Ich hoffe ein paar interessante Fakten für die Vorbereitung vermittelt zu haben und wünsche nun einen schönen Tag,
Thomas