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Feedback für Fotografen: meine Gedanken nach 2 Jahren Naturfoto-Coaching

Mitte 2020, zu Zeiten von „Shutdowns“ und „Ausgangssperren“, hatte ich mich -zusätzlich zu meinen Island und Portugal-Workshops- dazu entschieden, künftig 3 Arten von Online-Coachings zu geben. Es dauerte etwas, bis ich ein Konzept dafür entwickelt hatte - Anfang 2021 startete ich schließlich damit.

 

Heute, gut 2 einhalb Jahre später, möchte ich mal aus meiner Sicht einige Gedanken dazu teilen, da sie sehr gut angenommen wurden und ich mittlerweile viele Coachings durchgeführt habe.

 

Insbesondere geht es in diesem Artikel um das Coaching-Modul, bei dem Feedback im Vordergrund steht. Dieses Modul nannte ich zunächst „Portfolio-Analyse“ und seit Kurzem „Deine Bilder – durch Feedback lernen“. Coaching und Feedback sind auch zwei unterschiedliche Dinge, im Rahmen des Moduls nehme ich eigentlich beide Rollen ein.

 

Vorab: Natürlich kann man den heutigen Artikel als Eigenwerbung einordnen, geschenkt 😉 Und eines noch: die Bilder dieses Artikels sind einfach nur zufällig ausgewählte Naturaufnahmen aus meinem Portfolio, die ich hier auf der Website noch nicht gezeigt habe...

Mir geht es heute darum, aufzuzeigen, dass ein strukturiertes Feedback auch im Bereich der Fotografie sinnvoll ist. Dem liegt die Überzeugung zu Grunde, dass man durch Feedback tatsächlich lernen kann. Das ist etwas, dass ich in meinem Hauptberuf seit vielen Jahren praktiziere – mal als Feedbackgeber, mal als Feedbacknehmer. 

Überhaupt sind Feedbackprozesse in großen / modernen Unternehmen, in vielen Branchen, nicht mehr weg zu denken. Aus vielen Gründen macht es Sinn, die eigenen „Arbeitsergebnisse“ regelmäßig zu reflektieren. Doch wie sieht es eigentlich im Bereich der Naturfotografie aus?

 

Dort gibt es auch meiner Sicht mittlerweile einen gegenläufigen Trend. Bis vor wenigen Jahren war es absolut üblich, in (Fach-) Foren positive und negative Rückmeldungen auf konkrete Bilder zu erhalten und zu geben. Heute findet ein ehrliches und fundiertes Feedback kaum noch statt. Auf Instagram und ähnlichen Plattformen schon gar nicht, aber selbst in Fachforen immer seltener. Ein Herz oder Like ist gerne gesehen, doch wenn man ungefragt pro und contra eines Bildes erörtert, ist das Ergebnis nur selten, dass sich der Fotograf/die Fotografin für die eingehende Beschäftigung mit dem Bild bedankt.
Warum eigentlich?

Ich denke viele FotografInnen sind auch gar nicht unbedingt daran interessiert. Das hat meiner Erfahrung nach häufig 2 Gründe:


1. Gerade in der "erfahrenen" oder "technisch versierten" Szene sehen sich viele Fotografen (hier brauche ich eigentlich gar nicht zu gendern 😂) sehr stark als Wissende statt als Lernende. Insbesondere in der Wildlife-Szene fällt mir das häufig auf. Hier kommt man gut mit der Grundannahme durchs Leben, dass die Fotografie eigentlich in allen Belangen auf hohem Niveau beherrscht wird und mangelnde Umsetzung ("Content"), Ergebnisse, Anerkennung oder „Erfolge“ höchstens an fehlender Zeit, weniger Reisebereitschaft oder an mangelndem Budget liegt. Negative Kritik am eigenen Bild wird häufig ignoriert oder abgeschmettert.

Eine Anmerkung dazu: mir persönlich ging das selbst nach Jahren der Naturfotografie anders, da ich sehr ehrgeizig war und ich mir bei genauer Analyse nach einem Fototrip regelmäßig zugestehen musste, dass es immer diesen "einen" Fotografen gab, der es geschafft hat, mit DEM Top-Bild des Tages nach Hause zu fahren, selbst wenn viele erfahrene Fotografen zur gleichen Zeit am gleichen Ort waren. Außerdem bestand bei einigen Fotografen/Fotografinnen, deren Arbeiten ich verfolgte, praktisch jede Serie über egal welches Motiv fast nur aus Referenzaufnahmen, selbst bei alltäglichen Arten. Im Naturfotografen-Forum beispielsweise erging mir das mit den Bildern von Heinz Buls so. Also entwickelte ich damals die hahnebüchene Theorie, dass das kein Zufall ist und es immer einen großen Teil gibt, der an mir liegt und nicht an den äußeren Umständen 😉 Mit dieser Perspektive gehe ich die Fotografie an.

 

2. Dann gibt es noch eine zweite Gruppe von FotografInnen: diese sind durchaus reflektiert, möchten aber lediglich die Euphorie über das eigene Werk und den erlebten Augenblick teilen, ohne sich einer ausführlichen Kritik zu stellen; diese FotografInnen verfolgen auch keine spezifischen Ziele mit der Fotografie. Völlig OK wie ich finde.

 

Meine Meinung: die Haltung der erstgenannten Gruppe finde ich immer ein wenig schade. Ich selbst sehe es so, dass sich die Fotografie (sowohl künstlerisch als auch technisch) ständig und zügig weiterentwickelt und man fotografisch NIE auslernt. Ich selbst lerne ständig dazu, sowohl in der Bildbearbeitung als auch in der Planung, Perspektiv- und Motivwahl etc. Zudem würde ich jederzeit bei Spezialthemen eine Coaching-Expertise in Anspruch nehmen, siehe zum Beispiel am Ende meines Arktis-Berichtes aus März.

 

Praktisch an eine "dritte Gruppe" von FotografInnen, die der gleichen Meinung sind und die sich gerne fotografisch weiterentwickeln, richtet sich auch mein Onlinekurs. Im Prinzip ist es eine tiefergehende Analyse der Bilder eines Fotografen / einer Fotografin, mit anschließendem Feedback und konkreten Tipps, wie potenzielle Verbesserungshebel umgesetzt werden können. Dies geschieht anhand von mir entwickelter Coaching Dimensionen, wie z.B. in Business Coachings üblich. Das ist ebenfalls ein gelerntes Handwerk, wie die Fotografie selbst. Und auch hier versuche ich dies ständig weiterzuentwickeln.

 

Zum Foto-Coaching habe ich nach 2 Jahren auch diese Beobachtungen gewonnen:

  • Es ist interessant zu sehen, dass selbst sehr fortgeschrittene FotografInnen das Modul buchen und es als hilfreich bewerten – ich würde heute sogar soweit gehen, dass das Feedback eines Portolios auch für jeden Profifotografen Sinn macht. Ca. zwei Drittel meiner Coaching-Buchenden sind sehr fortgeschritten - diese Aufteilung hätte ich zuvor nicht erwartet. Ihnen geht es dann um die Feinheiten, um die Bildqualität noch weiter zu steigern. Aber auch für Anfänger macht es Sinn, um schneller auf das Wesentliche fokussieren zu können
  • Eine höhere Anzahl von Bildern erleichtert das Feedback ungemein –auf der Basis einzelner Bilder würde ich mir nicht mehr erlauben, klare Rückschlüsse auf Verbesserungsansätze der Fähigkeiten zu ziehen
  • Da ich jetzt den Vergleich zum Lernen bei Fotoworkshop auf Reisen kenne: es gibt viele Aspekte bzw. Verbesserungshebel, die man sehr viel besser bei der Analyse des Portfolios eines Fotografen herausfiltern kann, als dies vor Ort bei einem Fotoworkshop möglich ist. Ich denke beides ergänzt sich gut, da natürlich wieder andere Aspekte besser vor Ort aufgezeigt werden können
  • Ein abschließender Gedanke, der mir neulich kam: ich selbst hätte rückblickend so etwas auch bereits vor gut 10-15 Jahren Jahren in Anspruch nehmen sollen. Ich dachte jedoch, dass man jede wertvolle Information aus dem Internet ziehen kann und so etwas nicht nötig ist. Das ist theoretisch auch so, jedoch dauert es dann sehr viel länger, da im Bereich der Fotografie sehr viel falsches Halbwissen kursiert. Hier kann man sich viel Zeit sparen

Soweit meine Beobachtungen. Am Ende kann ich jedem nur empfehlen, sich ab uns zu mal ein strukturiertes Feedback von erfahrenen Fotografen einzuholen. Und wenn diese noch zufällig das Coaching-Handwerk beherrschen, kann das nicht schaden 😉

 

Bei Interesse an einem solchen Feedback schaut gerne auf dieser Seite vorbei.

 

Viele Grüße,

Thomas