Im Land der Rehe, Teil 1 – die Frühsommerwiese

Als ich in 2018 an einer kleinen Reh-Serie arbeitete, begeisterten mich diese schönen Tiere mit ihrer filigranen Art. Wobei damals meine „Erfolgsquote“ absolut unterirdisch war, ich kam oft ohne ein Bild nach Hause.

Ich hatte mir damals vorgenommen, künftig öfter Säugetiere zu fotografieren. Das hat letztes Jahr noch nicht wirklich geklappt, da ich aber auch einige besondere Vogelprojekte umsetzen konnte.

Dieses Jahr jedoch bin ich bisher ganz zufrieden in Bezug auf dieses Vorhaben: schon die Serie über Eichhörnchen im Frühjahr hat gut geklappt und zwischen Mitte Mai und Ende Juni konnte ich erfolgreich eine weitere Rehserie umsetzen.

Dafür habe ich vor allem 2 Dinge getan: eine gute „Route“ recherchiert und mir auch einiges an Theorie über das Verhalten der Tiere angeeignet. Was ich mit „Route“ meine, möchte ich euch erklären – es folgt ein kleiner „Deep Dive“ für Fotografen 😉

Ich habe vor 2 Jahren unheimlich viel probiert hinsichtlich einer guten Tarnung (Tarnschals, -Umhänge etc.) und bin zum Entschluss gekommen, dass bei der Rehfotografie eigentlich nur die Fotografie aus dem Auto und aus dem Tarnzelt wirklich gut funktioniert. Natürlich kann man auch beim „Heranpirschen“ oder Wandern immer mal Glück haben, aber meines Erachtes hat man auf Dauer eine wirklich gute Bildausbeute und ein natürliches Verhalte der Tiere nur aus einem wie auch immer gearteten „Hide“.

Nun darf man nicht unbedingt überall ein Tarnzelt aufbauen und es hat -bei vielen Vorteilen- auch noch gewisse Nachteile damit zu arbeiten. Ich habe mich aus bestimmten Gründen erstmal für die Variante mit dem Auto entschieden. Schließlich versuchte ich, im Siegerland und im Bergischen Land potenzielle Stellen zu finden - mit einer schönen Naturwiese, an denen Rehe auch Autos gewöhnt sind und man sich an den Wald- oder Wiesenrand stellen kann. Das Gesicht gilt es dabei trotzdem zu tarnen oder zumindest zu verstecken.

Die ersten beiden Male bin ich noch ins weiter entfernte Siegerland an mir bekannte Stellen gefahren, doch zuletzt hatte ich im 10-30km Umkreis meiner neuen Heimat einige geeignete Stellen gefunden und diese morgens abgefahren. Nicht falsch verstehen: für das nächste Reh muss ich keine 10km fahren, ich habe hier in Ennepetal sogar mal eins von meiner Wohzimmercouch aus auf unserer Wiese gesehen 😉 Doch für ein gutes Bild sind dann schon mehrere Faktoren entscheidend als nur die bloße Anwesenheit des Tieres – das Habitat, der Hintergrund, störende zivilisatorische Elemente, möglicher Aufnahmewinkel etc.

Im Auto sitzend bin ich nur dann länger an einer Stelle geblieben, wenn sich binnen 10 Minuten überhaupt in Entfernung ein Reh zeigte. Ich habe gute Erfahrungen gemacht, wenn man die gleichen Stellen ansonsten lieber 30 Min. später nochmal abfährt anstatt zu lange an einer Stelle zu warten. Eine Vorgehensweise, die natürlich bei vielen Tierarten gar nicht so möglich ist. Das hat bei Rehen jedoch gut geklappt, wie man hoffentlich der Serie ansieht und in den letzten 4 Touren hatte ich jedes Mal eine gute Fotogelegenheit, aber immer an unterschiedlichen Stellen.

Was mir schon 2018 auffiel: abends habe ich nur selten Glück. An einem bedeckten Morgen z.B. hielten sie sich bis zu vier Stunden nach Sonnenaufgang auf den Wiesen auf. Abends bekam ich sie i.d.R. erst frühestens eine Stunde vor Sonnenuntergang zu sehen, meistens aber gar nicht an den ausgewählten Stellen. Nicht optimal, da früh morgens im Sommer natürlich bedeutete, dass der Wecker spätestens um 4.00 Uhr klingelte.

Da ich auch über die sozialen Medien immer wieder Fragen zur Technik erhalte, nehme ich das vorweg: alle Aufnahmen sind mit 840mm Brennweite bei Offenblende an meiner Nikon d850 entstanden (Nikon 600 fl plus 1.4er Telekonverter). Iso stand meist auf 1.250. Die Bilder sind dann meist noch gecropped, von circa 45 auf jeweils 33 bis 40 mp. Als Auflage diente ein einfacher Bohnensack mit SP-Kunstoffgranulat. Das Objektiv lag nicht mit dem „Body“ auf dem Bohnensack, sondern ich stütze es meist auf dem Stativfuß ab. Soviel zur Technik.

Hier also der erste Teil meiner Serie, am zweiten arbeite ich noch bis circa Mitte August, bis es allmählich wieder mit der Landschaftsfotografie (in der Heideblüte) los geht.

Und jetzt hoffe ich, euch gefällt die Serie und ihr habt viel Spaß damit!

Beste Grüße,
Thomas

Zunächst einmal eine Aufnahme mit etwas mehr Habitat: typisch, mit offener Wiese und Büschen ganz in der Nähe (B2107)
Zunächst einmal eine Aufnahme mit etwas mehr Habitat: typisch, mit offener Wiese und Büschen ganz in der Nähe (B2107)
Bei den Auslösergeräuschen der Kamera schauen sie oft lange und konzentriert in meine Richtung (B2106)
Bei den Auslösergeräuschen der Kamera schauen sie oft lange und konzentriert in meine Richtung (B2106)
Am Waldrand (B2105)
Am Waldrand (B2105)
Die Naturwiesen alleine sind schon wunderbar anzuschauen wie ich finde (B2104)
Die Naturwiesen alleine sind schon wunderbar anzuschauen wie ich finde (B2104)
Dieses Jahr hat es auch mit dem Ablichten ihres Nachwuchses geklappt, der jedoch im hohen Gras noch gut versteckt war (B2103)
Dieses Jahr hat es auch mit dem Ablichten ihres Nachwuchses geklappt, der jedoch im hohen Gras noch gut versteckt war (B2103)
Fokussiert (B2102)
Fokussiert (B2102)
Ein Platz im Grünen (B2101)
Ein Platz im Grünen (B2101)
Im ersten Morgenlicht (B2100)
Im ersten Morgenlicht (B2100)
Rückblickend (B2099)
Rückblickend (B2099)
An diesem Morgen war das Licht besonders sanft (B2098)
An diesem Morgen war das Licht besonders sanft (B2098)
Im vollen Lauf (B2097)
Im vollen Lauf (B2097)
Abgeschattet (B2096)
Abgeschattet (B2096)
Sprunghaft (B2095)
Sprunghaft (B2095)
In der Mitte steht ein Bock (B2094)
In der Mitte steht ein Bock (B2094)
Eine besondere Begegnung im Morgenlicht (B2093)
Eine besondere Begegnung im Morgenlicht (B2093)
Und eine zweite Version dieser Szene, mit Blick hinauf zur Mutter (B2092)
Und eine zweite Version dieser Szene, mit Blick hinauf zur Mutter (B2092)
Ein Rehbock im Seitenprofil (B2091)
Ein Rehbock im Seitenprofil (B2091)
Mein persönliches Lieblingsbild der Serie; das sanfte Licht des Morgens betonte die filigranen Gräser (B2090)
Mein persönliches Lieblingsbild der Serie; das sanfte Licht des Morgens betonte die filigranen Gräser (B2090)