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Hallelujah: der integrierte Konverter (Erfahrungsbericht Nikon Z 600 TC-S)

Im Folgenden verknüpfe ich einen sehr technischen Bericht mit einer Bilderserie über Wintervögel. Wer an Technik weniger interessiert ist, der scrollt jetzt einfach kräftig weiter, denn ganz unten gibt es neue Impressionen aus der Natur 😉

 

Heute darf ich ausnahmsweise mal angesichts eines Produktes ins Jubeln geraten, dem Nikkor Z600 TC-S.

 

Der folgende Artikel ist dabei etwas länger geraten. Das liegt vor allem an einigen und oft gleichen Fragen, die mir in den letzten beiden Wochen gestellt wurden, seitdem ich meine neue Linse bei Instagram gepostet hatte. Da der Produktzyklus außerdem bei solchen Objektiven sehr lang ist und auch häufig die Frage nach der Alternative 400/2.8 aufkommt, wollte ich es einmal genau niederschreiben. Die Inhalte sind die Folgenden, pickt euch einfach das heraus was interessiert:

  1. Bitte wofür?
  2. Vor-und Nachteile der Linse
  3. Braucht man das?
  4. Vergleich Z400 TCS
  5. Vergleich Z800 PF
  6. Fazit
  7. “Testbilder“

1. Bitte wofür?

Endlich habe ich also ein 600/4 mit eingebautem Telekonverter, was für mich wirklich viele Frustmomente in der Tierfotografie pulverisiert 😀 Ich weiß nicht, wie oft ich meine Fotofreunde in den letzten Jahren zugetextet habe, wie nervig ich die Konverter-Wechselei finde. Gerade an Orten mit unterschiedlich großen bzw. entfernten oder agilen Tieren war es schon immer nervig. Besonders in diesem Jahr habe ich das wieder bemerkt, siehe fast alle Wildlife-Einträge in meinem Blog…

  • Im Februar beim Winteransitz, wo man gerade eine kleine Meise fotografiert und im nächsten Moment der Specht vor mir sitzt
  • Im März bei den Wasservögeln, wo sich in der einen Sekunde ein Zwergtaucher zeigt, in der nächsten ein Kormoran vorbei fliegt
  • Im April bei den Schwarzkehlchen, die sich langsam an mich gewöhnt hatten und immer wieder für kurze Momente sehr nah vor meiner Linse auftauchten
  • Im Juni, als ich Kiebitz-Küken fotografierte und sich im nächsten Moment größeren Elterntiere oder Uferschnepfen näherten
  • Im August, als sich regelmäßig ein Eisvogel zu nah setzte und ein Konverterwechsel unterm Tarnnetz schwierig war ohne den Vogel zu verschrecken
  • Im September bei den norwegischen Seeadlern, die wir teils sehr nah am Boot, teils in großer Entfernung ablichten konnten

Bei all diesen Serien hätte mir ein schnelles Schwenken zwischen 600 und 840 sehr geholfen und ich habe dadurch einige Szenen verpasst.

 

Seit vielen Jahren konnte ich die Produktpolitik dahingehend nicht verstehen, denn: die Technik war ja vorhanden. Wenn auch in kleineren Objektiven. Erst 2022 hat Nikon diese auch in die neuen Superteles verbaut, was in meinen Augen schon längst überfällig war. Ich denke, davon werden auch Fotografen anderer Marken profitieren, da ich mir relativ sicher bin, dass alle künftigen Superteles standardmäßig darüber verfügen werden.

 

Ich habe wirklich jahrelang darauf gewartet und bin super happy 😍


Tja, was kann ich weiteres über das Objektiv sagen? Ich schildere mal meine ersten Eindrücke. Auch wenn ich es erst zwei Wochen testen konnte, so habe ich es bereits ganze acht Tage von morgens bis abends einsetzen können (mit > 30k Auslösungen, geht ja seit 20fps leider schnell 🤦‍♂️). Dabei hatte ich Glück, dass es an jedem meiner freien Tage trocken war…

 

Vorab die Info, mit was ich Nikon-seitig vergleichen kann: nach Umstieg von Canon besaß ich mehrere Jahre das Nikon 500/4 VRII sowie 600/4 VRII, danach zwei Jahre das Sigma 500/4 sports, seit 2019 habe ich drei Jahre lang mit dem Nikon 600/4 FL fotografiert und im letzten halben Jahr mit dem Nikon Z 800/6.3 PF. Außerdem hatte ich vor ca. zwei Monaten das Nikon Z 400/2.8 als Leihgabe vom NPS mehrere Tage im Einsatz und konnte es ausgiebig testen. Eingesetzt wird seit Januar die Nikon Z9.

2. Vor- und Nachteile der Linse

Ich vergleiche im Folgenden überwiegend mit dem Vorgänger, dem 600/4 FL, sortiert nach praktischer Relevanz der Punkte, aus meiner Sicht gibt es folgende Vorteile:

  1. Integrierter Konverter: Die Lösung ist wirklich gut umgesetzt. Der Hebel ist ohne zu Schauen ganz einfach -auch während laufender Aufnahmen- zu erreichen und zu bedienen. Der Hebel ist so gut positioniert, dass ich z.B. den Daumen auf dem AF-on Knopf habe, den Zeigefinger auf dem Auslöser und ohne diese zu bewegen, kann ich mit dem Mittelfinger schwenken. Besser geht’s in meinen Augen nicht. Brauchte nur 2-3 Tage dann saß das blind. Was mir direkt nach den ersten Tagen der Nutzung auffällt: wie häufig man nun schwenkt. Denn zuvor war es oft eine immerwährende Abwägung, ob man den Konverter wechselt, da stets die Gefahr bestand, eine Szene zu verpassen bzw. unklar war, ob man sich 30 Sekunden später ohnehin wieder umentscheidet. Das ist endlich vorbei und die Umsetzung wirklich gut.
  2. Bildstabilisator: der Bildstabi liegt im Vergleich zum 600 FL deutlich vorne – hier war ich bereits beim Z800 begeistert und bin es auch bei diesem Schätzchen. So hat man gerade aus dem Auto, freihand oder spontan irgendwo aufgelegt viel mehr Möglichkeiten, auch mal ohne Stativ zu „punkten“. Übrigens halte ich das auch für die Arbeit mit Stativ für wichtig. Denn in der Natur hilft mir das Stativ häufig eher zum langen Halten des Gewichtes, jedoch steht es nicht immer auf festem Boden, je nach Tier- und Einsatzart, etwa im norwegischen Fjell wie ich neulich feststellen musste.
  3. Gewicht und dessen Verteilung: gerade in Kombination zum vorherigen Punkt macht das in der Praxis viel aus: die Gewichtsersparnis beträgt auf 840mm ganze 740 Gramm zum Vorgängermodell, dabei lasse ich mal das Gewicht des bisher benötigten FTZ-Adapters außen vor. Der gefühlte Unterschied ist aber größer: die Gewichtsverteilung ist klar vorteilhafter gegenüber der FL-Variante, da weitaus mittiger.
  4. Maximale Reichweite: Das Z800 war in meinen Augen das erste Nikon-Supertele, dass man bei Brennweiten über 1000mm wirklich mal einsetzen konnte, mit 1.4er TK waren es 1.120mm bei f9 Offenblende. Der AF war dann allerdings sehr mäßig und die Bedingungen mussten schon sehr gut sein. Daher habe ich diese Option zuletzt in der Praxis kaum genutzt.
    Die Performance des Z600 auf 1.176mm (840 mit externem 1.4er TK) finde ich deutlich besser. Ich denke das liegt insbesondere am besseren Autofokus-Motor. Ich hatte auf 1.176mm sogar freihand kaum Ausschuss (im Nahbereich!) und fand die Leistung beeindruckend. Selbst leichtes Abblenden auf f/9 war nicht nötig, f/8 war stark. Ein kleiner Nachtrag, da ich nach Veröffentlichung einige Male danach gefragt wurde: die AF-Leistung ist immer noch spürbar langsamer als auf 840mm. Ich nutzte auf 1.176mm vorwiegend "Dynamisch M oder L" für eine gute AF-Leistung. Daher würde ich diese Brennweite nie z.B. auf normaler bis großer Entfernung bei sich bewegenden Tieren wie Wasservögeln einsetzen, hier ist der Ausschuss immer noch zu hoch. Nach meiner Erfahrung ist es auch beispielweise im Sommer (Flimmern) oder bei größeren Tieren (z.B. Säugetieren) kaum möglich, diesen Vorteil in der Reichweite sinnvoll zu nutzen. Jedoch, bei kleinen Vögeln im Nahbereich wird das für mich eine gute Option sein, beim (sich nicht bewegenden) Eisvogel hat dies gut funktioniert.
  5. Abmessungen und Geli: ein sehr relevanter Punkt für mich. Durch die deutlich kürzere Gegenlichtblende und die etwas kürzere Bauart ist das Handling deutlich besser. Ja, auch im Rucksack ist das nett, aber vor allem ist das für mich bei der Fotografie aus dem Auto relevant, die ich sehr oft betreibe, siehe auch meine Wildlife-Serien diesen Jahres aus Mallorca, Norwegen und der Niederlande sowie vor der heimischen Haustüre.
  6. Performance auf 840mm: Ich bilde mir ein, dass bei meinen bisherigen Objektiven immer ein Unterschied zwischen der Performance mit oder ohne 1.4er Konverter zu verzeichnen war (optisch weniger, jedoch in Sachen AF). Dieser Unterschied war auch beim 600 FL nicht groß, aber zumindest bei schwachem Licht spürbar. Und das ist m.E. jetzt nicht mehr der Fall. Die Leistung mit eingeschenktem TK ist toll.
  7. Autofokus*: Ich hatte ja nicht beide 600er parallel im Einsatz. Ich kann hierzu jedoch Quervergleiche heran ziehen: Nach Umstieg vom 600FL auf das Z800, kam mir das Z800 immer etwas schneller vor, wobei ich das adaptierte 600FL nicht als langsam empfand. Von einer nativen Z-Linse ohne Adapter auch irgendwo zu erwarten.

    Dann konnte ich das Z 400/2.8 auf 784mm testen. Ich empfand das Z800 gegenüber den 784mm des 400er als etwas schneller (Vergleich je mit Z9-Firmware 2.1). Das neue Z600 ist in meinen Augen aber nochmal ein wenig schneller als das Z800 (ist ja auch ein besserer Motor), das merke ich zum Beispiel schon an den jeweiligen Vorfokussierungen der Ansitzäste bei den Eisvögeln, wo ich dieses Jahr unheimlich viele Sessions mit dem Z800 bei „Schummerlicht“ hatte (beides unter Z9-Firmware 3.0). Außerdem in der Performance mit zusätzlich externem 1,4fach Telekonverter.

    Am Ende aber muss ich das Thema Autofokus mit einem Sternchen versehen: denn erstens ist auch der AF des Z600 noch nicht der heilige Gral, wie ich z.B. an 3 Tagen Ansitz mit schnellen Meisen bemerkt habe. Und zweitens ist das AF-Thema auch immer stark von Kamera, den Einstellungen und dem nächsten Firmwareupdate abhängig und somit recht volatil.
  8. Schärfe und Auflösung: Nein 😉 Ich habe entschieden, hier keine Crops oder Ähnliches einzustellen, das ist doch albern. Ich denke, niemand muss sich im Jahr 2022 ernsthaft Sorgen machen, dass ein neues Supertele von einem der großen „Playern“ nur mittelmäßig scharf abbildet 😅 (Montagsmodelle und Transportschäden mal außen vor, aber dann reden wir nicht mehr von typischen Eigenschaften eines Objektivs und das gehört in meinen Augen nicht in ein Testbericht sondern in ein Schadenformular). Ja, mit der Schärfe ist alles so wie es sein sollte. Ich gehe aber weiter unten in den Vergleichen zum 400 TCS und Z800 schon noch ein wenig darauf ein.

    Kleiner Exkurs am Rande: Bei Interesse habe ich in diesem Artikel beschrieben, warum ich mittlerweile nichts mehr von Testchartfotografie und von 100% Ansichten halte… Exkurs Ende 😉
  9. Bokeh: dazu hatte ich ehrlich gesagt keine „Auffälligkeiten“ – meines Erachtens war das Bokeh des 600er FL schon sehr gut und ist in meinen Augen jetzt auch nicht wirklich besser, siehe auch meine unten folgenden Aufnahmen im Gegenlicht. Es kann sein, dass Spitzlichter ein wenig besser sind, aber das muss ich noch weiter heraus finden...
  10. Lautstärke: gegenüber dem 600er-Vorgänger ist das eine Wohltat. Sowohl AF als auch VR sind sehr leise (nicht lautlos) – gerade der VR des 600 FL konnte je nach Situation vorher schonmal kräftig nerven. Mir persönlich ist das bei Umstieg kaum noch aufgefallen, da ich ja ohnehin von einer nativen Linse (Z800) kam.
  11. Objektivabdeckung: endlich mal ne praktikable Abdeckung – diese hier (LC K-107) finde ich sogar deutlich besser als die des Z800er, jetzt brauch man sich sowas nicht mehr bei Fremdherstellern kaufen

Was mir nicht gefällt:

  1. Objektivfuß: ist das denn so schwer einen Arcaswiss-kompatiblen Objektivfuß bereitzustellen? Ich verstehe es nach wie vor nicht, warum man sich bei einem solchen Preis von Fremdfirmen bedienen muss (ich selbst nutze den Kirk LP-72, den ich schon auf dem Z800 nutzte)
  2. Geli-Klemme: oder wie man diese auch immer nennt. Ich habe das beim Z800 sehr zu schätzen gewusst, dass es keine hervor stehende Klemme mehr gab. Wird sicherlich seine Gründe haben, die mit Größe und Gewicht zusammen hängen, doch ohne hervor stehendes Element hätte mir dies besser gefallen
  3. Fokusbegrenzung: die Begrenzung der Autofokusentfernung macht Sinn und erhöht die AF-Performance – andere Firmen haben noch weitere Begrenzungsoptionen im Nahbereich; hierauf verzichtet Nikon, was ich schade finde
  4. Gewicht: Jaja ich weiß, steht oben schon bei den Vorteilen - aber das ist ja mein Blogeintrag und ich erlaube mir das 😅 Was ich hier meine: am Ende ist es trotz der tollen Gewichtsverbesserung keine Freihandlinse. Auch das Z400/2.8 nicht. Beide empfinde ich trotz aller Verbesserungen als schwer. Das ist beim Z800 anders.

    Kann man das Teil kurz mal für freihand Fotos nutzen? Na klar, und auch besser als die Vorgängermodelle. Aber das Z800 konnte ich minutenlang am Stück freihand nutzen und das über Stunden. Ich persönlich finde, das macht auch bei dieser neuesten Modellgeneration beim 600er immer noch keinen Spaß und das Teil gehört auf ein Stativ oder einen Bohnensack

3. Braucht man so etwas als Wildlifefotograf?

Nö 😅 Wenn man eine gute Artenkenntnis besitzt, ausreichend Zeit investieren kann, sich auf Tiere fokussiert oder durch konsequente Tarnung sehr nah herankommt, benötigt man in meinen Augen nicht mal irgendein Supertele. Man kann sich z.B. mit Telezooms bis 400, 500 oder 600mm ein tolles Portfolio aufbauen, wie viele Fotografen regelmäßig beweisen.

 

Die genannten Eigenschaften gelten aber für mich nur eingeschränkt. Ich tarne mich ungern, betreibe Tierfotografie nicht als Schwerpunkt, nehme in Sachen Bildqualität/Freistellung ungerne Kompromisse in Kauf und fotografiere eigentlich nur noch bei grenzwertigen Belichtungszeiten, da mir das Licht sonst nicht mehr zusagt. Unter diesen Bedingungen hilft mir dieses Objektiv und macht Vieles einfacher und den Ausschuss geringer; was aber nicht bedeutet, dass man diese nicht auch mit einfacheren Mitteln umsetzen kann.

 

Die hohe Brennweite von 840mm+ hilft außerdem dabei, Tiere bereits aus höheren Distanzen ablichten zu können und Ihnen nicht zu sehr auf die Pelle rücken zu müssen.

 

Ich mag sehr gerne Habitataufnahmen mit etwas mehr „Drumherum“ und diese kann ich z.B. auf 840mm aus sehr großer Entfernung umsetzen bzw. auf 600mm bei Blende 4 sehr gut freistellen, was mir viel Spaß macht.

Im Folgenden stelle ich noch zwei ausführlichere Vergleiche an – wer die nicht braucht, scrollt am besten weiter zum Fazit und den Bildern 😅

4. Vergleich Z 400/2.8

Komplexes Thema. Trotz der vielen Vorteile gegenüber dem 600 FL war ich mir eine Zeit lang nicht sicher und fragte mich, ob das Z 400/2.8 vielleicht doch besser wäre. Hierzu meine Gedanken, wie es zur Kaufentscheidung kam.

 

Vorweg, ich glaube ein „besser“ oder schlechter“ gibt es dabei gar nicht. Jedes wird in seinem nativen Brennweitenbereich das Beste von Nikon sein, es kommt auf die persönliche Verwendung bzw. das Nutzerprofil an – meines sieht erstmal wie folgt aus:

 

Die 2.8er Blende lockte mich schon. Nur brauche ich sie nicht häufig. Ich denke aktuell wären das ca 5-10% der Aufnahmen (nur Wildlife), allerdings würde ich vermutlich auch meine fotografischen Gewohnheiten anpassen und diesen Anteil sagen wir verdoppeln, auf bis zu 20%. Wobei ich korrekterweise festhalten muss, dass aktuell wiederum ein gutes Drittel der 400mm Aufnahmen ohnehin Habitataufnahmen sind, die ich ohne Probleme auch mit meinem Z100-400 umsetzen kann, das ich immer dabei habe. Dieses Bild vom Z100-400er (noch nichtmal eine Habitataufnahme) würde zum Beispiel mit einem Z400 2.8 auch nicht viel besser aussehen.

So oder so bleiben immer noch gut 80%, die auch das Z 600 abbildet.

 

Am häufigsten nutze ich um die 800mm, am zweithäufigsten um die 600mm. Das liegt sicherlich auch an meiner Begeisterung für die Vogelfotografie. Die 56mm mehr Brennweite machen nicht wirklich viel aus, sind aber auch nicht völlig irrelevant - hier muss ich natürlich das 400er auf 784mm mit den 840mm des 600ers vergleichen, weil ich ja gerade bei diesen teuren, modernen Objektiven die Möglichkeit des Schwenkens nutzen möchte und somit der 2x TK ausscheidet (ich kaufe mir ja nicht eine solch fortschrittliche Technik, um am Ende Konverter dran und ab zu schrauben.

 

Wirklich entscheidend war für mich im Vorfeld dieser Vergleich: Denn wie oben schonmal angedeutet, hatte ich neben meinem Z800 das Z 400/2.8 auf 784mm ein paar Tage auf Herz und Nieren getestet, da mir der NPS dies zur Verfügung gestellt hatte. Ich testete es auch überwiegend auf 784mm, denn dass das Teil in den niedrigeren Brennweitenbereichen außerordentlich gut ist, steht außer Frage. Hierbei habe ich 2 Unterschiede bemerkt:

  1. Wenn ich unter „real world“ Bedingungen (Hand an der Cam, Stabi an, Serienbildauslösungen, AF-C, softes Licht etc – also keine Testchartbedingungen 😅) die Bildqualität der guten Bilder einer Serie verglich, dann waren beide Objektive in etwa gleich auf. Gerade bei Schärfe und Kontrast. Ich habe mir gestern für diesen Artikel nochmal sehr viele Bilder dieser Kombi angesehen (konkret bei verschiedenen Eisvogelshootings, die ich aus gleicher Entfernung und gleichem Ansitzast auch mit dem Z800 geschossen hatte). In meinen Augen zeigt das Z800 durchweg in allen Serien, und das unabhängig vom Licht und Wetter, etwas mehr Feinzeichnung, nur in der 100% Ansicht sichtbar. Bei Entwicklung zum Beispiel eines 1600px Bildes würde dies niemand bemerken.
  2. In vielen Serien auf 784mm (20fps der Z9) waren Bilder mit einem leichten „soften Look“ hinsichtlich der Schärfe mit dabei. Eine Art Ausschuss, nur dass ich den Begriff nicht passend finde, da es keine richtig unscharfen Bilder sind. In einer Quote, die ich vom Z800er definitiv nicht gewohnt war. Und das sogar bei statischen Motiven, da reden wir noch gar nicht von bewegenden Objekten.

Das war für mich nicht zufriedenstellend. Ganz klar, gerne hätte ich mir hier Geld, Baulänge und Gewicht gespart und zum 400er gegriffen, aber diesen Effekt hatte ich bei fast allen Serien.

 

Nun gibt es Motive, bei denen das völlig egal ist. Wenn mich wie kürzlich in Norwegen ein verdutzter Elch 2 Sekunden lang anstarrt, kann ich bei 20fps 40 Bilder schießen - auch mit dem 400er sind dann genug kontrastreiche und scharfe Bilder dabei, trotz „Ausschuss“. Versuche ich jedoch Vögel beim Ab- oder Anflug zu fotografieren (habe ich dieses Jahr recht oft gemacht und möchte dies ausbauen), habe ich bei 40 Aufnahmen i.d.R. nur eine Aufnahme, wo die Flügelstellung perfekt ist. Dann sieht die Sache anders aus und ich hätte gerne überwiegend die Feindetails des Z800er.

 

Eine genaue Ursachenanalyse dazu fällt mir schwer. Optik? AF? Konverter? Streuung?                                

 

Ich vermute es ist eine Summe aus Optik und AF, der zusätzliche (im Prinzip zweite) Telekonverter beim Z400 auf 784 wird sicherlich die Leistung nicht gerade verbessern. Ein Indikator dafür war auch die Vorfokussierung von Ansitzästen im Schummerlicht - hier bemerkte ich einen leichten Unterschied in der Schnelligkeit des AF, pro Z800. Aber hey, wir reden hier ganz und gar nicht von einer schlechten Leistung des Z400, nur war das Z800 in meinen Augen einen Hauch besser und zur Erinnerung: das Z800 hat ja einen „einfacheren“ AF-Motor als das Z600. Offensichtlich macht es aber selbst bei solchen Objektiven etwas aus, ob man es auf der nativen Brennweite nutzt oder halt mit ext. Konverter. Das 400er ist aber auf 400-560mm brilliant und auf 784mm immer noch sehr gut.

 

Sollte ich in Zukunft mal weniger als sagen wir 30-40% um die 800mm nutzen, würde ich auch bedenkenlos zum Z400 wechseln, wer weiß wie die Zukunft aussieht.

 

Deshalb war ich mir vor Bestellung sehr sicher, dass das Z600 auf 840mm noch performanter ist, da es zu erwarten war, auf der langen Brennweite optisch in etwa auf dem Z800 Niveau zu sein. Alles andere wäre ja auch sinnfrei und Nikon hätte sich die Entwicklung des Z600 sparen können. Und nach meinen ersten Eindrücken bestätigt sich das in der Praxis, die Abbildungsleistung ist auch auf 840mm brilliant, im „realworld“-Test sehe ich keine Unterschiede zum Z800. Der AF ist in meinen Augen der Schnellste von den genannten Superteleobjektiven (auf der langen Brennweite).

5. Vergleich Z 800/6.3

Bei diesem Vergleich, ihr könnt`es jetzt nicht hören, knirschen ein wenig meine Zähne 😉 Ich muss sagen, das 800er werde ich regelmäßig vermissen. Der Umstieg ist für mich alternativlos, denn ich brauche einfach regelmäßig die Brennweite von ca 600mm und ab und zu auch f/4, das habe ich in dem halben Jahr der Nutzung direkt gemerkt. Offen gesprochen hab ich dieses das erste Mal bemerkt, als ich die Versandbestätigung des Z 800er im Mai erhalten hatte 🤦‍♂️ Denn zu dem Zeitpunkt arbeitete ich auf Mallorca an dieser Schwarzkehlchen-Serie und ganz ehrlich, die besten Situationen hatte ich auf 600/4 aus dem Auto, was bei der Singvogelfotografie eher unüblich ist. Hatte damals das 600 FL mit und war total froh darüber, dieses noch mitgenommen zu haben.

 

Eine Zeit lang dachte ich, dass die Kombo aus Z400/2.8 und Z800 perfekt wäre, aber ich habe nochmal explizit in den letzten Monaten drauf geachtet: das funktioniert bei meiner Fotografie gar nicht, ich kann nicht mit zwei Objektiven diese Größe hantieren und müsste immer in die Glaskugel schauen, welches ich im Auto oder zu Hause lasse. Gerade auf Reisen. Ich brauche ein gutes Supertele.

 

Wie sich die Objektive optisch zueinander verhalten habe ich bereits oben beschrieben. Es ist super scharf. Ich möchte an dieser Stelle lieber nochmal folgendes herausstellen: die Kompaktheit und Leichtigkeit des Z800ers. Das ist wirklich nochmal meilenweit vor dem Z600. Insofern blutet da schon ein wenig mein Herz, denn in den Situationen bzw. Tierarten, wo man überwiegend mit 800 fotografiert, würde ich das regelmäßig vorziehen. Beispielsweise bei der Blaukehlchenfotografie auf Texel.

Ich selbst reise sehr viel und habe daher regelmäßig gute Wildlife-Optionen, auch für 600mm blanko. Doch für z.B. Vogelfotografen, die gerne zu Fuß oder mit Fahrrad ungetarnt durchs benachbarte NSG ziehen und spontan das Gesehene einfangen wollen, ist das Teil in meinen Augen ideal.

 

Speziell das Preisleistungs-Verhältnis dieser Linse empfinde ich als nahezu sensationell - in den Anfangsjahren meiner Fotografie (damals mit Canon 500/4 V1) wäre diese Linse ideal für mich gewesen, da ich damals zu 99,9% auf 700mm Vögeln hinterher „gejagt“ bin und ständig die 4,1kg 😮 (mit TK) rumschleppen musste. Da wäre dieses Objektiv ein Traum gewesen; toll wie weit die technische Entwicklung voran geschritten ist.

6. Fazit:

Mal ehrlich, viele Vorteile zum Vorgängermodell, etwa bei AF, Stabi und Gewicht, waren so zu erwarten. Im Sinne der üblichen Modellpflege einer neuer Objektivgeneration. Das Gewichtsniveau beispielsweise war ja bei Canon schon länger state of the art. Das Nikon die Baulänge des nativen Canon-600er allerdings sogar inklusive des integrierten Konverters nochmal um 4cm verkürzen konnte, hätte ich angesichts der physikalisch für 600/4 benötigten Baulänge vorher nicht vermutet. Inklusive Geli (14,6cm) sind es sogar knapp 10cm, was für mich, wie oben beschrieben, absolut von Relevanz ist.

 

Schärfetechnisch liegen glaube ich, schon seit Längerem, alle 600er in etwa auf einem Level, ich kann hier keine klaren Vorteile erkennen.

 

Insgesamt bin ich jedoch begeistert von der Umsetzung der Idee der „flexiblen Festbrennweite“. Balance und Handling sind toll, AF und VR absolut leise und performant, der Stabi super und die Schwenkfunktion ist einfach klasse gebaut - daher ist das Objektiv für mich persönlich definitiv mehr Revolution als Evolution. Es macht einfach unheimlich viel Spaß in der Nutzung. Ich hoffe, meine ersten Eindrücke waren interessant für euch.

 

Unten zeige ich noch ein paar Bilder, die mit dem Z600 seit dem 1.Dezember entstanden sind. Ich habe zunächste sehr viele „technische Testfotos“ gemacht, ich denke es sind aber durchaus ein paar Ästhetische mit dabei. Alle Bilder zeigen wildlebende Tiere, entstanden im Sauerland. Besonders gefreut hatte mich, dass selbst der Eisvogel sehr gnädig in diesen Tagen war (normalerweise ein Lotteriespiel), so haben die Stunden unterm Tarnnetz gelohnt. Hab mir für die Serie regelrecht den Hintern abgefroren 😅

7. Die „Testbilder:

Ich zeige die Bilder ausnahmsweise etwas größer (1600px QF, 1280 HF), schaut sie euch also bitte nicht auf dem Handy an 😀 Am Rechner müsst ihr sie je nach Browser erst größer klicken, um sie in der vollen Auflösung angezeigt zu bekommen.

 

Alle Bilder sind ausschließlich mit Lightroom entwickelt und die Wildlife-Bilder habe ich zuvor mit DXO pureraw2 entrauscht. Teilweise sind sie deutlich beschnitten, daher gebe ich die mp Anzahl an. Jetzt aber: viel Spaß mit den Bildern!

Z9 | Z600 | ISO 5000 | f/5.6 | 1/320stel | 42-45mp | 600mm
Z9 | Z600 | ISO 5000 | f/5.6 | 1/320stel | 42-45mp | 600mm
Z9 | Z600 | ISO 1250 | f/5.6 | 1/640stel | 25-45mp | 840mm
Z9 | Z600 | ISO 1250 | f/5.6 | 1/640stel | 25-45mp | 840mm
Z9 | Z600 | ISO 6400 | f/5.6 | 1/1000stel | 23-45mp | 840mm
Z9 | Z600 | ISO 6400 | f/5.6 | 1/1000stel | 23-45mp | 840mm
Z9 | Z600 | ISO 5000 | f/8.0 | 1/3200stel | 41-45mp | 1176mm
Z9 | Z600 | ISO 5000 | f/8.0 | 1/3200stel | 41-45mp | 1176mm
Z9 | Z600 | ISO 6400 | f/4.5 | 1/500stel | 30-45mp | 600mm
Z9 | Z600 | ISO 6400 | f/4.5 | 1/500stel | 30-45mp | 600mm
Z9 | Z600 | ISO 4000 | f/5.0 | 1/200stel | 28-45mp | 600mm
Z9 | Z600 | ISO 4000 | f/5.0 | 1/200stel | 28-45mp | 600mm
Z9 | Z600 | ISO 400 | f/5.6 | 1/640stel | 45-45mp | 840mm
Z9 | Z600 | ISO 400 | f/5.6 | 1/640stel | 45-45mp | 840mm
Z9 | Z600 | ISO 6400 | f/4.5 | 1/800stel | 34-45mp | 600mm
Z9 | Z600 | ISO 6400 | f/4.5 | 1/800stel | 34-45mp | 600mm
Z9 | Z600 | ISO 3200 | f/4.0 | 1/1250stel | 45-45mp | 600mm
Z9 | Z600 | ISO 3200 | f/4.0 | 1/1250stel | 45-45mp | 600mm
Z9 | Z600 | ISO 5000 | f/5.6 | 1/2500stel | 35-45mp | 840mm
Z9 | Z600 | ISO 5000 | f/5.6 | 1/2500stel | 35-45mp | 840mm
Z9 | Z600 | ISO 400 | f/5.6 | 1/400stel | 44-45mp | 840mm
Z9 | Z600 | ISO 400 | f/5.6 | 1/400stel | 44-45mp | 840mm
Z9 | Z600 | ISO 4000 | f/4.0 | 1/1000stel | 41-45mp | 600mm
Z9 | Z600 | ISO 4000 | f/4.0 | 1/1000stel | 41-45mp | 600mm
Z9 | Z600 | ISO 6400 | f/5.6 | 1/1000stel | 40-45mp | 840mm
Z9 | Z600 | ISO 6400 | f/5.6 | 1/1000stel | 40-45mp | 840mm
Z9 | Z600 | ISO 5000 | f/5.6 | 1/500stel | 38-45mp | 840mm
Z9 | Z600 | ISO 5000 | f/5.6 | 1/500stel | 38-45mp | 840mm
Z9 | Z600 | ISO 5000 | f/5.6 | 1/640stel | 45-45mp | 840mm
Z9 | Z600 | ISO 5000 | f/5.6 | 1/640stel | 45-45mp | 840mm
Z9 | Z600 | ISO 3200 | f/5.6 | 1/1000stel | 22-45mp | 840mm
Z9 | Z600 | ISO 3200 | f/5.6 | 1/1000stel | 22-45mp | 840mm
Z9 | Z600 | ISO 400 | f/4.0 | 1/1250stel | 45-45mp | 600mm
Z9 | Z600 | ISO 400 | f/4.0 | 1/1250stel | 45-45mp | 600mm
Z9 | Z600 | ISO 5000 | f/4.0 | 1/1250stel | 31-45mp | 600mm
Z9 | Z600 | ISO 5000 | f/4.0 | 1/1250stel | 31-45mp | 600mm
Z9 | Z600 | ISO 400 | f/5.6 | 1/125stel | 40-45mp | 840mm
Z9 | Z600 | ISO 400 | f/5.6 | 1/125stel | 40-45mp | 840mm
Z9 | Z600 | ISO 5000 | f/4.0 | 1/1000stel | 44-45mp | 600mm
Z9 | Z600 | ISO 5000 | f/4.0 | 1/1000stel | 44-45mp | 600mm

Ich hoffe, der Blogbericht hat euch gefallen und ich schicke viele Grüße 🖐