Heute möchte ich euch eine Serie zeigen, die ehrlich gesagt mit recht wenig Aufwand entstand – eigentlich war ich einige Wochen auf bestimmte geflügelte Wiesenbewohner aus - Kiebitze und Störche.
Das Vorhaben mit den Störchen klappte nicht wirklich gut, doch es bot sich dabei die Gelegenheit, Feldhasen und Rehe zu fotografieren. Ergänzt mit ein paar kurzen Morgenrunden vor der Haustüre, konnte ich nun diese Serie abrunden. Ich mag es sehr, wenn die filigranen Rehe im Sommer auf den schönen Wiesen stehen und vorsichtig durch die Gegend schleichen.
Im Fokus stand dabei vor allem der Test meines neuen Nikon 800 PF 6.3. Wen das technische Gedöns nicht interessiert, kann jetzt direkt weiter zu den Bilder scrollen 😉
Dies ist die erste Blogserie, die ausschließlich mit diesem Objektiv umgesetzt wurde. Es wird allerdings an dieser Stelle keinen detaillierten Bericht wie bei der Z9 geben, sondern nur ein paar grundsätzliche Eindrücke. Und auch die Bilder sind nicht roh, sondern unterliegen meinem normalen Workflow.
Das Objektiv habe ich für die in der Wildlifefotografie häufig genutzten 800mm+ gekauft, wohlwissend, dass dies keine all-in-one Lösung im Supertelebereich ist. Da ich häufig an Projekten arbeite, bei denen ich ausschließlich die 840mm meines vorherigen 600/4 FL genutzt habe, wollte ich jetzt endlich mal ein natives Z-Objektiv in diesem Bereich.
Hier ein paar Eindrücke:
- Allen voran fällt erstmal das sehr stabile Bild und gute Handling auf; gerade freihand oder aufgestützt: der Bildstabilisator mit 5,5 Blendenstufen wirkt in Kombination mit dem für 800mm extrem leichten Gewicht wirklich wahnsinnig stabil, ein Unterschied wie Tag und Nacht gegenüber den 840mm zuvor
- Das Bild wirkt in Sachen Schärfe „knackiger“ als bei meinen bisherigen 840mm. Ich bin mir aber sicher, dass Schärfe und Auflösung vom Stativ auf einem Niveau sind (mein 600 FL ist sehr scharf), jedoch das 800 PF ein wenig kontrastreicher ist, etwa wie das 600 FL ohne Konverter
- Beim Bokeh war ich aufgrund der PF-Technik skeptisch: jedoch ist mir nur ein einziges Bild "gelungen", wo möglicherweise mein 600er stärker gewesen wäre - und zwar geht es um Unschärfekreise im Gegenlicht bei schlechter Freistellung, das erkläre ich nochmal unter dem Bild. Bei allen anderen Bildern war ich positiv überrascht, siehe auch alle anderen Bilder 😅
- Den Autofokus empfinde ich als etwas besser, was ich bei den fliegenden Kiebitzen gemerkt habe, die ich an gleicher Stelle und ähnlichen Bedingungen bereits mit dem 600er fotografiert hatte (immer noch entfernt von perfekt, was aber eher an der Z9 liegt)
- Es ist toll, die 800er zur Not auch verlängern zu können, mein 600er war mit 2fach TK nicht wirklich praxistauglich, das 800er hingegen kann man auf 1.120mm wirklich benutzen, auch die Hälfte der unten stehenden Bilder sind mit dieser Brennweite entstanden
Alles in allem finde ich die Performance beachtlich und wenn man noch den Preis mit einbezieht, nahezu verwunderlich. Die Nachteile der leichten PF-Technik hätte ich größer erwartet. Trotzdem: dieses Objektiv ersetzt kein 600/4, was ich in den letzten Wochen bereits einige Male gemerkt habe. Zum einen wegen der fehlenden Möglichkeit, auf 600mm "zurück zu gehen", zum anderen natürlich aufgrund der Lichtstärke.
Lichtstärke allerdings weniger im Sinne einer kürzen Verschlusszeit (ja bei Flugfotos kann auch das relevant sein), da das meiner Meinung nach der Bildstabi bei statischen Motiven gut
kompensiert. Sondern wegen der besseren Freistellungsmöglichkeit wenn ich mich dem Motiv auf 600mm Distanz nähern kann.
Bei meiner letztjährigen UHU-Serie zum Beispiel wäre das 800er einfach kein optimales Objektiv gewesen, zumindest in den guten Momenten. Wenn ich hingegen für die (Sing-) Vogelfotografie auf
Texel länger mit meiner Ausrüstung herum laufe und alles tragen muss, gibt es m.E. gerade nichts besseres in der Gewichtsklasse von ca. 2,3kg. Auch aus dem Auto ist das Handling hier eine
Wohltat. Ich persönlich werde das 800er daher behalten und für Projekte bei denen ich weniger Brennweite benötige oder eine höhere Lichtstärke benötige, kommt voraussichtlich bis April nächsten
Jahres noch ein 400/2.8 TC-S hinzu.
Übrigens, bei den Fotos gebe ich zu bedenken, dass alle Bilder aus dem Auto entstanden sind (und eines im Stehen) – gerade bei den Hasen bedeutet dies, dass eine perfekte Freistellung aufgrund des Winkels nicht möglich war, daher bitte nicht die Themen Bokeh und Freistellung verwechseln, das sind zwei unterschiedliche Dinge (Unterschiede im Bokeh kann man wirklich sinnvoll nur bei gleich freigestellten Motiven aus der gleichen Aufnahmeposition vergleichen).
Für Wildlifefotografen ist die neue Generation der Supertele einfach ein riesen Schritt und macht wirkllich Spaß. Genau den wünsche ich euch nun beim Betrachten der Serie, ab und zu werde ich auch einen 100% Crop hinzufügen.
Viele Grüße 🖐
Thomas
Ich glaube, die Unschärfekreise hätte mein 600 FL in dieser speziellen Situation besser hinbekommen, ist aber nur eine Vermutung. Der Hintergrund war auch sehr nah im Vergleich zur Distanz zum Reh und die Äste dahinter unruhig. Ich habe auch Tests der Unschärfekreise in unserem Garten unternommen und da gab es keine negativen Auffälligkeiten, wenn die Auflösung/Freistellung normal war, hier würde ich sie als dünn bezeichnen. Direkte Vergleichsbilder konnte ich nicht machen, da mein 600er seit Wochen zum (für den Verkauf avisierten) Check & Clean in Düsseldorf festhängt, Nikon hat da aktuell ein Problem.
Dies ist das Bild, wo ich im Stehen Freihand fotografieren musste, da die Hecke etwas zu hoch war – auch hier, 1120mm bei einer 60stel. Diese Situation fand ich bemerkenswert, da ich kaum Ausschuss hatte, was bei einer 60stel auf der Brennweite normalerweise vorkommt.
Ich hoffe der Einblick hat euch gefallen und ich wünsche euch noch einen schönen Tag 😃🖐