Heute gibt es eine kleine Serie, die auf unserer Islandreise nur beiläufig entstand. Ich bin sehr froh über einige dieser Bilder, da mit dieser Serie auch eine Idee funktionierte, die ich seit unserer letzten Sommereise im Kopf trug, dazu hole ich etwas aus:
Auf Island kann man exzellent Tierfotografie betreiben, vor allem für die Vogelfotografie ist das Land aus meiner Sicht ein Traum. Es gibt einige Orte, die sich perfekt dazu eignen. Hier lohnt es sich auch absolut, ein schweres Teleobjektiv mitzunehmen. Jedoch stehen diese Spots (natürlich) nicht auf unseren 8-tägigen Landschaftsfotografie-Workshops auf dem Plan.
Im letzten Jahr ist mir jedoch aufgefallen, dass sich auf Island speziell im Sommer auch an den klassischen Orten mit Landschafts-Highlights immer wieder -kurz und spontan- interessante Gelegenheiten für die Vogelfotografie ergeben. Alleine zwischen Vik i Myrdal und Höfn sieht man schon am Straßenrand unzählige Brutkolonien von Seeschwalben, Rotschenkel, Odinshühnchen, Uferschnepfen, Bekassinen, Singschwäne und vieles mehr. Und um diese festzuhalten, brauchte ich eine Lösung.
Wer den folgenden technischen Exkurs nicht braucht, scrollt am besten zu den Bildern herunter 😉
Wenn ich nicht privat auf Reisen bin, liegt der Fokus zu 95% auf den Landschaften und daher ist es völlig unpraktikabel mal eben so noch ein echtes Supertele mit einzupacken und ständig herumzuschleppen. Maximal das Nikon Z800/6.3 käme in Frage, allerdings wäre mir selbst das zu groß und schwer.
Die letzten Jahre hatte ich für solche Gelegenheiten immer ein Z 70-200/2.8 auf 280mm mit Konverter oder ein Z 100-400 auf f/5.6 zur Verfügung.
Als jedoch das 400/4.5 auf den Markt kam, dachte ich mir: klasse, für die Einbuße von gerade mal einer Drittel Blende gegenüber dem 100-400er gewinne ich zusätzliche 160mm Brennweite! Und 560mm ist mal eine Brennweite, mit der man auch mal spontan gute Gelegenheiten mit kleineren Vögeln nutzen konnte. Und ganz nebenbei ergänzt es mein Nikon Z600/4 sehr gut auf 400mm.
Die Frage blieb nur: vermisse ich zu sehr den mittleren Brennweitenbereich, wenn ich das 100-400 gegen das 400/4.5 eintausche? Eine Auswertung von Brennweitenbereichen ist ja glücklicherweise heute in wenigen Minuten erstellt:
Das Ergebnis bestätigte mein Gefühl, dass ich immer mehr die extremen Brennweiten benutze (Weitwinkel oder Supertele) und vor allem mein 70-200/100-400 meist unbenutzt im Rucksack mitgeschleppt werden. Die Auswertung zeigt die letzten 2,5 Jahre, im letzten Jahr habe ich diesen Bereich so gut wie gar nicht mehr benutzt. Und das 100-400 nutzte ich ohnehin fast ausschließlich auf 400.
Gedacht getan. Ich verkaufte die schweren 24-70/2.8, 70-200/2.8 sowie das 100-400/5.6.
Ich kaufte das kleine aber sehr feine 24-120/4 sowie ein 400/4.5 und muss sagen: diese Taktik ging auf Island gleich voll auf! Trotz deutlich geringerem Gesamtgewicht im Rucksack erweiterte ich meinen Brennweitenbereich für solche Reisen spürbar. Den Bereich 130-280 vermisste ich gar nicht. Langfristig, werde ich mir eines Tages vielleicht eine leichte Variante zulegen, sobald sowas verfügbar ist. Das angekündigte leichte 70-180/2.8 mit TK könnte hier interessant werden, mal schauen.
Vor Ort funktionierte das ganz einfach: meine zweite Nikon Z8 hatte ich immer „schussbereit“ am 400/4.5, voreingestellt auf Tierfotografie. In den ersten Tagen meist im Rucksack, in den letzten Tagen dann meist einfach umgeschnallt am Peakdesign-Gurt. Die Kombo Z8 mit dem 400er ist für 560mm so leicht, dass man sie kaum spürt (wenn man ein 600er Tele gewohnt ist 😅) und sie lockerflockig während der Landschaftsfotografie umhängen kann:
So war ich in der Lage, sehr spontan auf die kleinen Gelegenheiten zu reagieren, die sich in der Fauna und Flora ergaben. Für alle Tierbilder dieser Serie habe ich in Summe vielleicht 2-3 Stunden brutto investiert, hier und da immer wieder mal ein paar Minuten. Ich denke das zeigt auch, wie schön Island aus ornithologischer Sicht ist.
Endlich konnte ich etwa Bilder von singenden Schneeammern an der Jökulsarlon Gletscherlagune einfangen. Weitere Highlights waren neben Eissturmvögeln und Sterntauchern vor allem die Goldregenpfeifer im Prachtkleid. Was für schöne Tiere! Diese hatte ich bereits oft auf Island gesehen, jedoch waren es immer kurze Zufallsbeobachtungen, auf die ich nicht so schnell reagieren konnte.
Übrigens ist das in diesen Tagen erscheinende Z 180-600 aufgrund der beschriebenen Eigenschaften daher auch wenig interessant für mich: Wenn ich die 560mm des 400er schon auf dem Papier mit den 600mm des Zooms vergleiche wird das klar: jeweils mit Adapterring wiegt das 180-600 ganze 46% mehr als das kleine 400er mit Telekonverter! Zweitens scheint die Offenblendleistung des 400er klar vorne zu liegen, siehe auch hier. Und drittens würde mir eine lichtstarke Ergänzung zu meinem 600er auf 400mm fehlen, denn das Bokeh des kleinen 400er ist wirklich klasse auf f/4.5, siehe auch meine Wiedehopf-Bilder.
So, genug geschwatzt! Jetzt wünsche ich euch viel Spaß mit dieser Serie aus dem Reich der isländischen Vogelwelt, die ich während meines Workshops einfangen konnte.
Viele Grüße,
Thomas
Ich hoffe die Serie hat euch gefallen 🖐