Die letzten Wochen jagte ja wirklich ein Regentag den anderen – bis auf den kurzen Wintereinbruch in den höheren Lagen hält sich der Winter hier in NRW noch sehr in Grenzen. Hier und da gab es in der ersten Dezemberhälfte immer mal eine Stunde in der die Sonne durchkam und so kamen wenigstens eine Hand voll Bilder zustande. Im Dezember kann man außerdem noch vereinzelt Spätherbst-Farben oder abblühende Pflanzen entdecken, welche auch im Fokus meiner Serie stehen. Alle Bilder sind im Ruhrgebiet entstanden.
Heute möchte ich außerdem von einem neuen Objektiv berichten. Wie immer gilt: wer die Technik nicht braucht, scrollt gerne einfach zur Bilderserie 😀
Ich erwähnte im Sommer schonmal an dieser Stelle, dass ich mittlerweile im Besitz des vielseitigen Z 24-120/4 bin und in dem Zuge habe ich mein Z 70-200er /2.8 gegen ein Plena 135 eingetauscht. Die Brennweitenbereiche von ca 200-350mm brauche ich einfach so gut wie nie, doch ab und zu wäre ein sehr bokehstarkes Objektiv mit extremer Freistellung gut.
Nun hatte ich in diesem Jahr bereits viel vom Canon RF 135 gehört und gelesen und war total interessiert - im Herbst war es endlich soweit und Nikon kündigte das „Plena“ an.
Einsetzen möchte ich ein solches Objektiv vor allem bei der Pflanzen- bzw. Orchideenfotografie, die ich im kommenden Frühjahr nach einiger Abstinenz wieder aufgreifen möchte; außerdem in der Wald-, Heide- oder Fjell-Fotografie, bei kreativeren Detailaufnahmen sowie ab und zu privat in der Portraitfotografie.
Was waren nun meine ersten Eindrücke?
Wiedermal vorweg: bei mir gibt es auch bei dieser Linse keine Testcharts – ich fange nicht an Linien zu zählen. Ja, die Linse ist „überraschenderweise“ sehr scharf, welch Wunder 😅 Schauen wir uns lieber die für Naturfotografen interessanteren Themen an. Sortiert nach Relevanz.
- Das Bokeh: Für mich der entscheidende Punkt bei dieser Anschaffung. Ich würde das aufteilen wollen:
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- Die Unschärfekreise sind wirklich sehr rund, auch am Rand des Vollformates, das war also nicht nur ein Marketing-Versprechen. Der Cateye-Effekt ist klar reduziert. Je nach Entfernung und Aufnahmebedingungen sind sie am Rand nicht perfekt rund (Vollformat), aber deutlich besser als bei jedem anderen Objektiv, das ich kennengelernt habe, sowieso bei einem Z 70-200/2.8 auf 135mm
- Das Bokeh im Hintergrund wird unheimlich schön gezeichnet, siehe auch die Beispielbilder. Nicht jedes lichtstarke Objektiv mit schönen Unschärfekreisen hat automatisch ein schönes
Bokeh; dieses hier auf jeden Fall
- Performance an der Naheinstellgrenze: diesen Punkt hatte ich vor Kauf eher als potenzielle Schwachstelle befürchtet, da die Naheinstellgrenze spürbar überhalb der vom Canon Pendant lag. Klar ist es kein Makro und ich hatte nicht erwartet, Leberblümchen damit fotografieren zu können – doch viele kleine Motive schon, z.B. Schnee-, Mai- und Hasenglöckchen, Knabenkraut, Waldvöglein, Gladiolen, Frauenschuh, Schachbrett- und Schlüsselblumen, etc…daher wären mir 70cm Naheinstellgrenze lieber gewesen. Doch zu meiner Freude kann ich zwei Dinge feststellen:
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- Den ABM finde ich überraschend groß – das war bei meinem 70-200 an der Naheinstellgrenze auf 135 anders. Die typische Verkürzung der effektiven Brennweite scheint hier kaum zu wirken. Selbst einzelne Blätter bzw. kurze Gräser konnte ich am Vollformat in einem ausreichenden Abbildungsmaßstab ablichten, siehe zum Beispiel Bild 12 aus der Serie. Fazit für mich war: für alle oben genannte Pflanzen reicht der ABM locker aus…
- Die Linse liefert direkt bei 82cm voll ab - die Schärfeleistung von Objektiven ist an der Naheinstellgrenze teils deutlich abfallend; hier nicht, direkt bei 82cm sind die Bilder
wunderbar
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Lichtstärke: gut, dafür braucht man keinen Tester. Doch eine Anmerkung aus der Praxis: normalerweise fotografiere ich nicht mit einer Blende die mit 1 beginnt und man kommt
selbst bei schwachem/weichem Licht so schnell auf kurze Belichtungszeiten, dass man sich das Stativ meist sparen kann. Das macht ziemlich Spaß - alle unten genannten Aufnahmen sind auch
freihand entstanden
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Bildstabi: ist ja leider nicht vorhanden – das finde ich schade! Canon hat es sogar geschafft, bei etwa gleichem Gewicht noch einen solchen zu verbauen. War aber vielleicht
bei der speziellen optischen Konstruktion (Stichwort Cateye-Reduktion) nicht möglich bzw. wäre sonst noch schwerer oder größer geworden und in diesem Falle sind mir die vorliegenden
Abmessungen lieber als ein Bildstabi jedoch mehr Cateye
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Autofokus: der Autofokus saß bei allen bisherigen Situationen sehr präzise. Bei der Tierfotografie (Eichhörnchen) bildete ich mir ein, dass der Autofokus in der Schnelligkeit
nicht mit dem Niveau meiner Tele (400/4.5 und 600/4.0) mithalten kann, wenn ich ein Motiv stark außerhalb des vorfokussierten Bereiches anvisiere. Die Präzision war aber, auch bei der
Mitführung, sehr gut. Ich werde das Teil auch nicht großartig für Actionaufnahmen nehmen, daher für mich weitestgehend irrelevant
- Vignettierung & Verzeichnung: Beides enorm gering! Ich besitze keine Linse, die vor allem so wenig Vignettierung besitzt wie diese. Nachbearbeitung eigentlich nicht erforderlich
Soweit zu meinen ersten Eindrücken dieser tollen Linse. Ich muss sagen, ich freue mich schon darauf, künftig eine „1er-Blende“ zur Verfügung zu haben.
Nun wünsche ich viel Spaß mit den Testbildern. Die sind -bis auf das Bild vom Baumstamm- alle auf f/1.8 entstanden.
Viele Grüße, Thomas
PS: für die volle Auflösung mit 1600px einfach einmal draufklicken...
Ich hoffe die Serie hat euch gefallen. Ich wünsche euch einen guten Wochenstart!
Viele Grüße,
Thomas